• Metamorphose

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    „Metamorphose ...??“
    „!“
    „Metamorphose! Metamorphose! METAMORPHOSE!! ME-TAMORPHOSE! METAMORPHOSE! METAMORPHOSE! METAMORPHOSE!“
    „HALT DAS MAUL, DU GOTT VERDAMMTES ARSCHLOCH!!“
    „O METAMORPHOSE! O METAMORPHOSE! ... O ME-TA-MOR-PHO-SEEEEE!“
    „ICH BRING DICH UM! ICH BRING DICH UM, ICH BRING DIESEN SCHWACHSINNIGEN MISTKERL UM!!!“
    Die Welt war voller Metamorphosen, alles befand sich in metamorphosischer Vollkommenheit, es metamorpheuste gar aus sämtlichen Winkeln, troff metamorphesisch aus dem Gemäuer, verband sich zu metamorphastischem Gleichklang. Die Allgegenwärtigkeit der Metamorphose war seine flüchtige Rettung, sein rettender Fluch.
    „META-META-META-META-META-META-META... “
    „AARRRRRGGGG! DU WICHSER!!! DU BESCHISSENER ERBÄRMLICHER TOTAL VERBLÖDETER VOLLIDIOT!!!“

    An jedem anderen Ort auf Erden hätte man mit Fug und Recht behaupten können, das ständige Affentheater sei zum Verrücktwerden, aber ausgerechnet hier, innerhalb der geschlossenen Abteilung der Sønderbakker Nervenheilanstalt, war die Floskel an ironischer Wucht kaum zu überbieten. Apropos Redensart: das Personal benötigte sie, die Nerven aus Stahl, um in diesem morbiden, menschenunwürdigen Milieu das seelische Gleichgewicht zu wahren. Auf der anderen Seite, wem gelang ein solches Wunder an Selbstbeherrschung in letzter Konsequenz? Zumindest nicht ihm, Poul Breuning, dem pickligen Rebell aus Hasselø, junger Arzthelfer wider Willen, der am Liebsten auf einer Bühne stand und mit seiner Band Kviksølv Kitchen die Säle zum Kochen brachte.
    „Metamorphose ...?“
    „Nicht schon wieder!“
    „META-META-META-META-META-“
    „MACH ENDLICH HIN, DU DÄMLICHER TROTTEL!“
    „META-META-META-META-METAMORPHOSEEEEE!!!“
    „TOLL! UND JETZT HALT BLOSS DAS MAUL!!!“
    „METAMORPHOSE?“
    „NEIN!!! DREHT DEM ELENDEN SPINNER ENDLICH DEN HALS UM!!!“
    Das Zwiegespräch zwischen den ungleichen Parteien, einem Neurotiker und einem Schizoiden, würde sich bei ungünstiger Konstellation noch über Stunden dahinziehen. Es sei denn, er schritte beherzt ein und verabreichte den Streithähnen ein wirksames Beruhigungsmittel. Aus seinen Schläfen rieb Poul die dumpfe Schläfrigkeit, wappnete sich mit einem tragbaren Elektroschocker und einer Batterie Injektionsspritzen und stiefelte als Rächer der Vernunft die Zimmertüre entlang. Dahinter lagen sie, die isolierten Unterkünfte der Bekloppten, sechs Quadratmeter knochenweiße lieblose Einsamkeit.
    „Metamorphose!“, begrüßte ihn der Schizoide geradezu feierlich, wie einer, der frisch erleuchtet den Sinn des Lebens kundtut. „Metamorphose.“
    „Gleichfalls“, brummte Poul, und nahm bereits ein funkelndes Fläschchen zur Hand. „Dreißig Milligramm müssten reichen.“
    Dann stieß er die Nadel durch das Siegel am Flaschenhals und zog die Spritze fachkundig auf.
    „Du bist nicht echt!!“, behauptete der Verrückte unvermittelt. „Du bist ein anderer, du siehst aus wie er, aber du bist es nicht! Eine Kopie, eine übertragene Erinnerung, die Kopie einer Erinnerung! Noch weniger von wenig, du bist leer, völlig ausgehöhlt, dich gibt es nicht! Metamorphose!“

    (c) Peter Pitsch: W.E.L.T
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