• Dieter Raedel: Mein Freund Salvador Dali II.

  • , 1 Dieter Raedel: Mein Freund Salvador Dali II.
    Glosse von Prenzlmaler Dieter Raedel, Berlin.

    Es gibt auf diesem Planeten Reinkarnationen, die gehen gründlich daneben, obwohl diese stattfinden. Wie das ? Die chemischen Prozesse des Universums stellen sich die beeindruckende Aufgabe, ausnahmsweise mal einen Maler erneut auf diesen Erdball zu lancieren, zwar gewagt, weil es ja schon genügend von der Sorte gibt, dennoch blieb man im Auswahlverfahren mit dem Finger beim Buchstaben " D " hängen und las DALI, SALVADOR. Schnell mal nachgeschaut wie der aussah und was der so früher trieb, wurde er im Eilverfahren neu belebt und , frisch aus der himmlischen Retorte, als Sonderangebot auf die Erde geschickt. Als der Salvador schon unten war, merkte man, dass der noch gar nicht gestorben war. Oh weija !
    Na gut, nachbrüten können wir den nicht mehr, dass wäre zu zeitaufwendig. Wir etablieren ihn als Dali's Sohn. Sozusagen Dali II.

    So stieg eines Tages nach einer durchzechten Nacht nachmittags der Schweizer Surrealist Müller von Rohrbach aus seinem Bett und traute seinen Augen nicht: Anstatt sich selbst im Spiegel zu sehn, glotzte ihn Dali an. Er wusch sich kräftig, jedoch blieb Dali in seinem Gesicht hängen, nur der Bart fehlte. Sofort standen die Medien Schlange.

    Ausgerechnet ein Schweizer sollte als Wiedergeburtsschnäppchen des großen Dali herhalten. Das allein ist schon mehr als verdächtig. Mir jagte jedenfalls unverzüglich "Schweizer Käse" durch den Kopf.

    Aber was ist eigentlich 'ne Reinkarnation? Also, das sind Leute, die der Meinung sind, schon mal auf diesem Planeten rumgegeistert zu sein und davon ausgehn, erneut nach ihrem Ableben auf der Erde aufzutauchen. In meinem früheren Leben war ich wahrscheinlich ein Bettvorleger,jedenfalls merkte ich oft, wie Leute versuchten, auf mir rumzutrampeln. Genau weiß ich es nicht. Aber irgendwann werde ich nach dem 10. Bier schon noch drauf kommen. Wäre doch gelacht, wenn ich mich nicht erinnern könnte. Nach meinem Abgang möchte ich als Zahnbürste wieder auf die Welt kommen, um endlich mal in aller Munde zu sein.

    Woher weiß ich denn eigentlich, dass Jean Müller von Rohrbach die Dali-Reinkarnation ist ? Erstens hat er mir es in Berlin gesagt, zweitens stand es mehrfach in der Presse und drittens gab der Künstler das auch oft im Fernsehen bekannt. Und den Medien sollte man grundsätzlich alles glauben, weil die vermutlich immer die Wahrheit sagen.

    Jean Müller von Rohrbach lebt in Lausanne, falls er nicht gerade eine sommerliche Kutschfahrt durch ein schwarzes Loch unternimmt und ist Kunstmaler. Er malt surrealistische Bilder, die nicht so besonders reißenden Absatz finden. Um trotzdem was absetzen zu können, kopiert er alle Werke, die ihm über den Weg laufen.

    "Leute wie Leonardo da Vinci oder Monet waren gut, doch ich bin besser. Mit meinen Kopien gebe ich ihren Werken den letzten Schliff !"

    Allerdings müssen die zu kopierenden Maler schon 70 Jahre von der Bildfläche verschwunden sein, sonst kann's mächtigen Ärger geben. Wenn die Erben Verstöße mitkriegen, kann's eine Gewaltige auf den Deckel geben, da die gewöhnlich alle sehr arm sind und jeden Cent gebrauchen können. Das weiß auch unser Freund Müller von Rohrbach.

    Das passt ihm nicht in den Kram und er sagte ( keine Spinne von mir ) :
    "Ich möchte mal wissen, welcher Idiot das Gesetz erfunden hat, mit Dalis Kopien bis 70 Jahre nach seinem Tod zu warten, obwohl er mein Vater ist! Derweil verrotten meine Werke. Wegen diesen Idioten werde ich noch krank. Rheuma hab' ich schon."

    Aber als du, lieber Jean, Dali wurdest, malte doch Salvador noch ?!
    "Obwohl Dali im Alter noch glaubte, seine künstlerischen Energien zu besitzen,verflüchtigten sich diese im Universum! Aber im Universum geht nichts verloren, seine Energien gingen in mich über! Nun bin ich Dali und sehe wie er aus,aber ich frage mich, wo die Millionen bleiben. "

    Aha, Jean ist also doch Dalis Sohn, jedenfalls ist er davon überzeugt. Als ich ihn mal nach einem Rotwein-Trip fragte, wo er denn eigentlich zur Welt kam, antwortete er: " Meine Mutter gab mich nach meiner Geburt in einem Museum ab, wie einst Moses im Weidenkörbchen. " Er verschwieg mir jedoch, ob das Weidenkörbchen in der Schweiz, in Spanien oder im
    Berliner Kupferstichkabinett abgegeben wurde. Is ja auch nicht so wichtig. Hauptsache, er wurde abgegeben, und das stimmt auf alle Fälle, ansonsten wäre er ja nicht hier. Zudem konnte ich nachlesen, dass diese Geburtsvariante auch einem Schweizer Journalisten injiziert wurde - folglich stimmt sie auch.

    In Berlin-Prenzlauer Berg und in Berlin-Spandau war ich oft an seiner Seite, wo er bei Events als Dali Bilder kopierte. Er ist sehr sympathisch. Und besonders sympathisch wurde er, als er in meiner Ausstellung in den Schönhauser Allee-Arkaden meine Zeichnungen übermäßig lobte. Das hörte ich gern. Eigentlich könnte er öfter kommen ! *g.g.*

    Jean trägt so einen gezwirbelten Schnurbart und auch die Kleidung erinnert an Dali. Womöglich is ers doch ? Schließlich ist es sein Bart. Hattest du den Bart sofort gekriegt ? "Nein ! Als ich bei Dali an der Haustür klingelte,öffnete seine Haushälterin die Tür und gab mir einen telefonischen Termin für den nächsten Tag, und ich solle ihm unbedingt ein Geschenk mitbringen. Als ich bei Dali war, sagte er mir, ich solle mir s e i n e n Bart wachsen lassen, um schnell berühmt zu werden. Um den hinzubiegen, brauche ich täglich eine Stunde. Es ist ein Alptraum für mich, vom Bart ein Haar zu verlieren!"

    Wie standest du zum Ableben Dalis ? "Dali musste sterben, weil für zwei Genies kein Platz ist. Und würde Dali noch leben, würde er mich kopieren!Wenn man mich fragt, wer ich eigentlich bin, so kann ich in aller Bescheidenheit zugeben, dass ich ein Genie bin, und außerdem die Dali-Reinkarnation. Für mich ist jeder Tag wie Weihnachten, denn ich bin der erste wandelnde Christbaum der Menschheit ! Hier schau mal, den roten Ring schenkte mir Dali !"
    Zwar sieht der Ring aus, als ob er diesen bei Rudi's Reste-Rampe erstanden hat,aber ich kann mich ja täuschen. Bei himmlischen Wesen sollte man immer etwas
    vorsichtig sein, wie leicht kann man sich vom Heiligenschein 'ne Verbrennung holen.

    Glaubst du eigentlich an Gott ?
    " Nicht ich glaube an Gott, sondern Gott glaubt an mich ! "


    Dali - die Reinkarnation aus Lausanne

    Betrachtet man das Foto genauer, sieht man auf der Staffelei die vergrößerte Fotokopie der
    " Pieta " von van Gogh, die Vincent nach Delacroix schuf.


    Ne Geschichte mit Gruß von Prenzlmaler
  • Dana Schütte
    Zur Beruhigung: Ab 2059 darf Müller von Rohrbach seine Dali-Bilder verkaufen. Oder sein Sohn ...
    Signatur
  • , 1
    Danke für den wichtigen Hinweis, lieber ARTMaker-Modigliani. Diese kurze Zeitspanne dürfte für Jean kein Problem darstellen, und wenn, gibt's halt wieder eine Neuankunft auf diesen Planeten.

    LG Prenzl.
  • efwe
    hi-prenzl- wieder da¿-
    --der herr da oben ist mir voellig unbekannt-
    wie gross kommt mir die welt vor-von hier- der provinz wo ich klebe ;)
    Signatur
  • , 1
    Hallo, efwe ! Schön dich mitten im derzeitigen Superfrühling zu lesen. Nach 5 Wochen Schlachtfest im Krankenhaus bin ich noch mächtig wacklig auf den Beinen, doch war ich bereits mit meinen Bildern draußen an der Gethsemanekirche. Das Interesse für Kunst ist absolut am Boden. So machen sich die Berliner ebenso zur Provinz, was mich nicht besonders verwundert.
    Jean ist einesteils ein begabter surrealistischer Maler und andererseits ein schräger Performer, besser gesagt ein malender Komödiant. Man muss ihn nicht kennen. Allerdings ist er immer für ein Schmunzeln gut geeignet.

    Dir wünsche ich alles Gute !

    LG Prenzl.
  • cobolt
    Jede Zeit hat ihre Hofnarren.
    Gemessen am realen Leben, hat der Typ für mich einfach nur n Riesen-Schatten. Ein Trittbrettfahrer, der mit nem bekannten Namen ne Karriereabkürzung sucht? Mich erstaunt immer dieser immense Wunsch nach Identitätswechsel, dieses Schmachten nach Placebo, die Kopie, statt der Entwicklung des eigenen Profils. Künstlerisch riecht das für mich nach Wiederholung, nicht nach Weiterentwicklung, aber ich kann mich natürlich auch täuschen.

    Im Film fallen solche Bemühungen oft aufs Maul. Wer z.B. Hitchcocks Psycho neu verfilmt (wie passiert), darf sich nicht wundern, wenns Häme regnet. Mir sind Leute mit eigener Handschrift lieber, denn wenn die Performance wichtiger wird, als das Werk, ist das die gleiche Blendung, wie in der bunten Werbewelt der Wirtschaft. Diese blöde Taktik, dass etwas / jemand als toll / schön / wichtig suggeriert wird, wenn der Rummel nur groß genug ist. Voll der Masterplan, ey.
    Signatur
  • Stab aus Basel
    @ Prenzelmaler:
    Ja ja... wir hier in Basel haben wir die nächste Dali-Reinkarnation laut
    "Baslerstab" eine Gratiszeitung der einfachen Sorte. Die Abteilung Kunst & Kultur ist in diesem Blättchen scheinbar mit einer "Eineurokraft" besetzt.


    [vt]=dali#found

    In diesem Bericht wird der Maler Hanspeter Alt aus Laufen (Baselland) als Basels Dali bezeichnet.



    In der Schweiz haben wir so viele Dalis, wir können nach Berlin importieren!
    Signatur
  • cobolt
    Dann bin ich dafür, die alle mal im Namen der Kunst in den gleichen Raum zu sperren. Die Wissenschaft kann das dann hinterher technisch, inhaltlich, psychisch und historisch auswerten. Mal sehen, was passiert, vielleicht gibts ja Erkenntnisse, die mal für was Neues sorgen :)
    Signatur
  • , 1
    Interessante Kommentare. Im Grunde genommen, kann ich mich der Meinung von "cobolt" vorbehaltlos anschließen.
    Dank an den Baslerstab.

    LG Prenzl.
  • Kurze Nachfrage an Prenzlmaler
    Ich bin früher Jean Müller durch ganz Deutschland nachgereist, bzw. der Galerie der Fälschungen. Mit 23 Jahren fand ich ihn sehr faszienierend da ich absoluter Dali-Fan damals war. Es hört sich so an, als ob du ihn auch recht gut kennst. Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen? Mich interessiert einfach ob er dazugelernt hat oder noch immer die gleichen Sprüche macht wie vor 10, 15 Jahren.
    LG Ina
  • , 1 Jean Müller
    Hallochen, Ina !

    Seit einigen Jahren habe ich keinen Kontakt mehr zu Jean. Wenn ich in der Schweiz anrufe, darf ich nur seinen französischen Text vom AB mir einverleiben. Wie es ihm geht und ob er noch seine bekannten Sprüche ablässt, ist mir unbekannt.

    Er hatte hier in Berlin einen Italiener, mit dem er befreundet war. Auch dieser Kumpel hat keinen Kontakt mehr zu ihm.

    Du warst also damals mit der Schlegelmilch GmbH unterwegs. Mir ist unbekannt, ob die noch ihre Fälschergalerie auf Reisen schicken.

    Mit besten Grüßen
    Prenzlmaler.
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