Perfekter Linoldruck
antonino Perfekter LinoldruckHallo zusammen!
Ich bin neu hier und habe auch gleich eine Frage :) Ich habe heute sehr schöne Linolschnitte geschnitten und diese gedruckt. Obwohl ich wirklich viel Farbe genommen habe wiesen die Drucke sehr viele fleckige Stellen auf, waren also nicht gleichmäßig gedruckt. Das stört mich an sich jetzt nicht gewaltig, trotzdem wäre es schön zu wissen, woran das liegen könnte. Was für Papier benutzt ihr? Habe das Gefühl es könnte am Papier liegen, kann aber auch total falsch liegen. Habt ihr sonst irgendwelche Tips für mich?
Würde mich über Antworten sehr freuen,
Viele Grüße aus München!
antonino
xylo Ich weiss nicht, ob Du mit wasserlöslichen Farben druckst, oder wie ich mit Offsetfarben.Signatur
1) Ich würde jetzt mal den Druckstock mit Terpentinersatz säubern
(Terpentin auf ein Baumwolltuch. z.B. altes T-Shirt)
2)Nicht mehr mit fettigen Fingern über das Linol fassen
3)Solltest Du mit Wasserfarben arbeiten, achte darauf, dass die Farbe feucht genug ist, färbe sehr zügig ein!
3a)Solltest Du mit Offsetfarben arbeiten, musst Du nach der Reinigung mit Terpentin, entweder den Föhn über den Druckstock halten, oder zwei Stunden warten.
4) Dann den Druckstock gleichmässig einfärben und 2-3 Probeabzüge zeitnah hintereinander machen, damit sich die Poren des Druckstockes mit Farbe sättigen. Erst dann beginnt der eigentliche Künstlerdruck
5)Vielleicht ist das Papier auch zu grobkörnig und dadurch der Andruck nicht gleichmässig. Nimm 120 grämmiges Papier ohne Strucktur.
6)Um Papier geschmeidiger zu machen, kann man es mit einer feinen Sprühflasche VORSICHTIG benebeln und die Papiere aufeinanderlegen, bis sie gleichmässig durchfeuchtet sind. (leg sie in eine Kunststofftüte)
Warte einen Tag und drucke dann weiter
7)Wie rum druckst Du? Legst Du den STock aufs Papier, oder legst Du das Papier auf den Druckstock? Denn ein Fehler beim Andruck, hat auch solche Auswirkungen, wie ich sie bei Deinem Ergebnis sehe.
Die Fehlerquellensuche ist schwierig, da ich nicht weiss, ob Du mit einer Druckpresse arbeitest, Handabzüge machst, Offset- oder Wasserfarbe nimmst... etc. etc.
Eigentlich gibt es viele Fehlerquellen und leider macht nur die Übung den Meister. Wenn es Dich tröstet: Ich mache manchmal Zwanzig Abzüge und bin nur mit ein bis zwei Exemplaren restlos zufrieden.
Trotzdem, das Motiv ist Dir gelungen.
Viel Glückantonino Hallo xylo,
vielen Dank für deine Antwort! Ich drucke mit Aqua-Linolfarbe, so heisst die und ist auf Wasserbasis. Ich glaube es könnte sehr am Papier liegen, das hat 250g und Struktur! Bisher habe ich den Stock auf das Papier gelegt, sollte ich es mal anders rum probieren? Eine Frage noch, sollte ich den Druckstock jetzt mit Terpentin reinigen oder sind die Poren noch von letztem Mal gesättigt? Das mit den Probeabzügen habe ich bisher auch ausser Acht gelassen.
Viele Grüße!
antoninoxylo Bitte leg das Papier auf den Druckstock und rolle mit einer guten Gummirolle drüber. Besser wäre ein Falzbein... erfordert aber Übung.Signatur
Wenn Du mit der Wasserfarbe hantierst und der Stock eh schon Farbe abbekommen hat, würde ich ihn nicht mehr mit Terpentin reinigen.
250 grämmiges Papier ist ganz schön dick! Ich würde es mal ein wenig einfeuchten, wie oben beschrieben. Vielleicht solltest Du mal versuchen
mit Johnny | Jürgen Stieler in Kontakt zu kommen. Er hat sehr viel mehr Ahnung von Linolschnitt als ich und kann Dir noch spezifischere Tipps geben, da ich eher auf der Technik des Holzschnittes arbeite.Jürgen Stieler Da habe ich doch meinen Namen gelesen... aber der eigentliche Linoldruckpapst hier ist söffker...
Papier von 250 gr ist für den Handdruck tatsächlich reichlich dick, und ich bin von der wasserhaltigen Farbe völlig weg. In der Schule hatte ich früher mal mit Aqua-Linoldruckfarbe auf Linoldruckpapier (gibt es in Blockform) auf der Presse gedruckt, und die Kunstlehrerin wunderte sich darüber dass die Farbe so "satt" auf dem Papier stand - ich hatte einfach einen immensen Druck eingestellt....
Xylo hat eigentlich schon das richtige geschrieben, grundsätzlich fällt mir auch nicht viel mehr ein.
Versuch mal folgendes: Wasche die Platte unter Wasser mit einer alten Spülbürste oder einem Schwamm ab. Da die Farbe ja wasserlöslich ist, geht sie auch problemlos von der Platte runter. Entfetten kannst du die Oberfläche mit Terpentinersatz (mach das im Freien, oder am offenen Fenster), und dann gehe mit feinem Schleifpapier leicht über die Oberfläche, so etwa Körnung 120. Anschließend wäschst du die Platte nochmal, um den Schleifstaub weg zu bekommen.
Wenn du nur mit einer Farbe druckst, empfehle ich auf jeden Fall den Druck auf feuchtes Papier. Dennoch kannst du nicht ausschließen, dass immer wieder einige Stellen oder "Stippen" auftreten (siehe mein Beispiel "Dress", dort im unteren Bereich. Es ist der letzte Abzug, vorher erschien diese Stelle nicht). Für das Befeuchten nutze ich auch für Radierungen eine Methode, die ich bisher noch in keinem Lehrbuch gefunden habe, aber für ideal halte; sie gilt allerdings nur für relativ stabiles Paier: Nimm die Hälfte der Bögen, die du bedrucken willst, und ziehe sie einzeln durch eine Schale (Badewanne) Wasser. Den ersten nassen Bogen legst du flach auf ein Brett, auf das du ein Stück große Plastikfolie gelegt hast. Über dieses nasse Blatt ein trockenes, dann wieder ein nasses etc. bist du alle Papiere ordentlich auf dem Stapel hast. Die Plastikfolie wird dann umgeschlagen und wie bei einem Geschenk verschlossen. Wenn die Blätter und das Brett nicht zu groß sind, kannst du sie auch komplett in eine Plastiktüte stecken. Dann kommt oben noch ein Brett mit zwei, drei dicken Büchern drauf. Dieses Päckchen lässt du einen Tag durchziehen und kannst es dann bedrucken. Länger als drei Tage sollte es nicht da drin sein, denn dann gammelt das Papier. Du kannst es aber rausnehmen und den Stapel an der Luft trocknen lassen und später wieder verwenden. (Für Radierung übringens werden die Bögen etwa 10-15 Minuten gewässert)
Zum Handdruck: Auf feuchtem Papier eine wahre Freude mit einer Walze, wie sie Xylo beschrieben hat. Du bekommst bei Gerstäcker oder Boesner solche Walzen mit zwei Griffen und kannst damit ziemlich guten Druck ausüben. Theoretisch ginge auch ein Nudelholz, doch dürfte das wohl an der Achse bald brechen ... es sei denn du baust dir eine Metallachse da rein. Bei nicht allzu großem format kannst du auch ein Brett über das Papier legen und dich eine Zeit lang draufstellen.
Wie sich Aqua-Farben auf feuchtem Papier verhalten, kenne ich nur aus der Theorie. Es gibt für die Georgian-Ölfarben (=Malfarben) ein "Block Printing Medium", das den Farben zugesetzt wird und sie so zu einer Hochdruckfarbe macht. Sie ist auch dann allerdings immer noch sehr weich im Vergleich zu echten Buchdruckfarben, lässt sich allerdings auch sehr leicht von den Geräten entfernen (mit den billigen Feuchttüchern von aldi). Zum Überdrucken halte ich sie allerhöchstens in zwei Lagen für geeignet.
Meine mehrfarbigen Drucke habe ich mit Gerstäcker-Buchdruckfarben gedruckt, die in einer ganz anderen, oberen Liga spielen, was Farbsättigung, Konsistenz, Randschärfe usw. anbelangt einfach Klasse. Allerdings müssen sie auch aufwändig mit Terpentinersatz/Testbenzin von den Geräten entfernt werden .
Über die Frage des Papiers lässt sich endlos diskutieren, aber merk dir einfach folgende Faustregel (mit viel Schweiß, Erfahrung und Ausschuss auf meinem Mist gewachsen):
Einfarbiger Druck: Gefeuchtetes Papier
Mehrfarbiger Druck: Trockenes, dünneres Papier
Meine Empfehlung für problemloses Drucken mit der Hand: "Masa" von boesner oder die auch im Kunsthandel erhältlichen chiesischem Papiere auf der Rolle ("Wenzhou") für günstiges Geld. Und WICHTIG: Diese Papiere trocken NICHT auf der sich intuitiv anbietenden angerauten Seite bedrucken, sondern auf der glatten, eigentlichen Rückseite (sieh dir "Sunny" an, die Farben "leuchten" tatsächlich und sind brillant).
Übers Einfärben hatte ich noch nichts geschrieben, also du walzt die Farbe auf einer alten Glasplatte, Plexiglasplatte oder ähnlichen glatten Oberfläche FLACH aus. Hier werden oft schon erste Fehler gemacht: Beim Auswalzen der Farbe die Walze NICHT hin und her rollen. Unten auf der Platte drückst du quer einen Strang aus der Tube oder formst ihn mit dem Spachtel. Dann gehst du mit der Farbwalze vorsichtig darauf und rollst nach oben. Dann die Walze hochheben, unten wieder aufsetzen und nach oben rollen; Farbe nur nach und nach aufnehmen. Nur so erreichst du eine gleichmäßige Einfärbung der Walze, mit der du dann deine Druckplatte einwalzt. Die Farbschicht auf der Glasplatte ist dann ungefähr richtig, wenn sich keine Schlieren beim Schieben der Walze mehr bilden und das Schmatzgeräusch im Ton höher wird und fast ein "Singen" ist. Die Farbdicke auf der Druckplatte erfährst du nach ein paar Versuchen.
Denk immer dran: Alles in unserer Kunst, der bildenden jedenfalls, hat mit Handwerk zu tun. Handwerk kannst du nur durch Praxis lernen, und in der Lehrzeit gehören Rückschläge ganz einfach dazu. Erfahrung ist der beste Lehrmeister, auch ich lerne immer noch! Und auch bem Austausch mit Druckkünstlern im internationalen Bereich sind immer wieder Exemplare dabei, die nicht so aussehen als wäre sie Siebdrucke oder auf dem Tintenstrahler gedruckt. Es ist eben Handwerk, mit Ecken und Kanten...
Gutes Gelingen - J.antonino Danke für die ausführliche Antwort J!
Werde mich daran halten. Du hast es schon gesagt, das ist genau das schöne an Linoldrucken, dass sie eben nicht wie ausm Drucker anschauen, sondern jeder Druck ist einzigartig, genau das ist auch ein Grund warum ich mir für Linoldrucke entschieden habe.
Viele Grüße aus München!
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