• Experiment Auszug aus Kapitel 1

  • , 1 Experiment Auszug aus Kapitel 1
    Kapitel 1

    Er hatte die Augen fest zusammen gepreßt. Fast so, als wolle er verhindern, daß auch nur der kleinste Sonnenstrahl durch seine Lider spitzeln konnte.

    Die Sonne brannte äußerst heiß an diesem Montagmorgen im Mai, ungewöhnlich für die Jahreszeit, aber dennoch angenehm. Der Winter war lange genug mit Regen und Scheißwetter versaut gewesen und hat sich bis in den April hineingezogen. Ohne Schnee!
    Die Vor und Nachteile der globalen Klimaveränderung, sei es drum, geschissen drauf.

    Es schmerzte ihn am Rücken, wie kleine Nadelstiche, die versuchten durch seinen Baumwollpullover zu dringen. Er hielt weiter die Augen geschlossen, genoß die Wärme, die seinen Körper durchströmte und den letzten Rest des Winters vertrieb.

    Irgendwo in der Ferne hörte er Motorengeräusche, an- und abschwellend, dumpf knatternd. „Hört sich an wie ein Traktor.", dachte er noch, bevor ein anderes Geräusch seine Aufmerksamkeit forderte.

    Von der etwa zweihundert Meter entfernten Bundesstraße drangen die Laute vorbeifahrender Autokolonnen zu ihm durch. Berufsverkehr, eine nicht abreißen wollende Karawane von tonnenschweren Lastkraftwagen und PKW’s auf dem Weg nach Irgendwo oder Nirgendwo, es war ihm egal.

    „Verdammt, worauf liege ich denn nur, das tut ja weh wie Sau!"
    Er weigerte sich vehement die Augen zu öffnen um sich umzudrehen und nachzusehen was es denn sein könnte. Zu angenehm war der momentane Zustand des entrückt Seins, wichtiger als Körperliches, so etwas Profanes wie ein gerade noch zu ertragender Schmerz.
    Er wollte nicht sehen, nur noch hören, den harmonischen Klang der Welt da draußen, die in Ordnung zu sein schien, solange er die Augen geschlossen hielt.

    Er konnte die Augenlider so fest zusammen pressen wie er wollte, es wurde einfach nicht ganz schwarz um ihn herum, die Sonne schaffte es trotzdem, ein dunkles Rot unter die geschlossenen Lider zu drücken.

    Er dachte an Sophie, wie sie mit ihren roten Haaren und Sommersprossen vor ihm stand und ihm den lauwarmen Kaffee ins Gesicht schüttete, den er ihr zum Frühstück gebrüht hatte.
    Er sah, wie sie ihm den Schlüssel der gemeinsamen Wohnung vor die Füße warf und mit hochrotem Kopf den Raum fluchtartig verließ.
    Dieser Moment hatte sich in seinem Hirn unauslöschlich eingeprägt, die feuerroten Haare und das hochrote Gesicht, er mußte fast darüber lachen, wäre es nicht der Point of no return des Zu Grunde gehens seiner großen Liebe gewesen.

    „Georg!"
    Das entfernte Geräusch der Autos wurde hintergründiger in seiner Intensität.

    „Georg!", die Stimme wurde etwas fordernder und der tiefe, sonore Klang verriet ihm die Person dahinter.

    Das Knattern des Traktorenmotors verstummte.

    „Georg, du Schwein, sieh mich an!!"

    „Verdammt!" dachte er noch für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er unwillig die Augen öffnete,"wie in Gottes Namen konnte er mich hier finden?"

    Fortsetzung folgt...
  • colorator
    3 mal durchgelesen,
    erspare mir kommentar.
    das ganze hat kein gesicht.
    mlg
  • , 1 Experiment Zweiter Auszug aus Kapitel 1
    Zuerst konnte ich gar nichts erkennen. Die Sonne prallte wie ein greller Blitzschlag in meine Augen. Geblendet, mit verschwommenem Blick blinzelte ich in Richtung der Stimme, die mich so unsanft aus meiner Ruhe gerissen hatte. Ich rieb mir die Augen mit meinen Handrücken und Tränen flossen über meine Schläfen.

    Als sich mein Blick etwas klärte, sah ich etwas Rundes, silbern Glänzendes, direkt vor meinen Pupillen. Dieses Etwas reflektierte die Sonnenstrahlen und ich wollte mich gerade weg drehen, als mir schlagartig bewusst wurde, dass ich in einen Pistolenlauf glotzte. Mit voller Wucht riss mich diese Erkenntnis in die Realität zurück, ins Hier und Jetzt.

    „Dachtest du wirklich ich würde dich nicht finden? Hältst du mich für so blöde? Mach eine falsche Bewegung und ich knall dich jetzt und hier in diesem Stoppelfeld ab, 100 Pro!"

    „Achja, Stoppelfeld, das hat so gepiekst!"

    „Was?"

    Ich hörte ein leises aber präzises Klicken, als der Abzug der Waffe vor meinen Augen gespannt wurde und die Abschussposition erreicht war. Im Dunkel des Pistolenlaufs glaubte ich die Spitze der Patrone erkennen zu können.

    „Aufstehen! Los beweg dich, aber gaaanz langsam\"
    und nun erblickte ich das Gesicht hinter der Stimme, ein bekanntes Gesicht, das Gesicht eines Freundes, zumindest waren wir das einmal.

    „Henry, was, was... willst du? Ich konnte nichts mehr tun, das lief alles komplett aus dem Ruder, du warst doch dabei...Mann, was soll das hier werden?"

    Henry zog hörbar tief Luft ein. Anscheinend war er bis hier her gelaufen.

    „Ich zähle bis DREI, dann bist du auf deinen beschissenen Beinen, ich hatte dich gewarnt. STEH JETZT AUF!"

    Bilder aus nicht allzu weit entfernter Vergangenheit schossen mir durch den Kopf.

    Ich sah Henry vor mir am Strand vor den Stadttoren von Sète, einer wirklich netten Stadt in Südfrankreich. Von Wasserkanälen durchzogen, belebte Straßen mit Cafés und Bars.

    Gestern Abend waren wir an der Hafenpromenade unterhalb unserer Pension noch durch die Bars gezogen und hatten uns ziemlich zugerichtet. Zu dieser Jahreszeit, Anfang Mai, waren noch recht wenige Touristen unterwegs, die Temperaturen, schätze mal so um die 25 Grad, luden schon zum Baden ein. Die Stadt gehörte im Moment den Einheimischen.

    Ich sah ihn also, in seiner zu groß geratenen Badehose, die er sich hier notgedrungen kaufen musste, weil er keine mit hatte, wie er versuchte, sich den Sand heraus zu schütteln, den er sich eingefangen hatte, als ihn gerade eben eine Welle überrollt hatte.

    Grotesk, mit gespreizten Beinen stand er da im kniehohen Wasser und hatte einen kiloschweren Sandklops im Schritt hängen, der ihm die Hose bis über beide Backen nach unten zog. Wild wühlend versuchte er sich der Ladung zu entledigen.

    Neben mir im warmen Sand saß eine französische Familie unter einem gemieteten Strandschirm für 5 Euro pro Tag, gegen den wir uns entschieden hatten. Die Franzosen hatten gerade laut palavernd allerlei leckere Sachen zu Mittag gegessen und rauchten nun kollektiv ihre Verdauungszigaretten. Die Kleinste, schätze mal so 9 Jahre alt, saß ungefähr vier Meter von diesem Pulk aus etwa 8 Leuten entfernt und spielte im Sand.
    Sie zeigte ganz aufgeregt mit dem Finger auf den Tollpatsch im Wasser mit den Worten: "„Maman, Maman, regarde...hihihi...!"
    Es machte ihr sichtlich Freude, den weißhäutigen Mann im Wasser mit seinem leichten Sonnenbrand auf den Oberschenkeln zu beobachten.

    Die Mutter, eine recht ansehnliche, attraktive Frau so um die fünfunddreißig, mit ausladendem Becken, spitzer, so wie ich fand, typisch französischer Nase und leichten Hängebrüsten mit spitzen Nippeln, die sich frech unter dem knappen Bikinioberteil abzeichneten, schaute amüsiert auf die sich gerade abspielende Szene im Wasser.
    Franzosenweiber haben leicht so etwas Schlampiges an sich, irgendwie anregend
    für die Phantasie. Mich hat das immer schon angemacht.

    „Pssst!",
    sie legte dabei den Zeigefinger an ihre rot geschminkten Lippen,
    "Nathalie! Vien ici! Le fait-on pas!"

    Sichtlich verwundert über diese Maßregelung der Mutter, ließ die kleine Nathalie vom Bau ihres mühsam angelegten Grabenlabyrinthes ab und setzte sich zu den Anderen, jedoch nicht ohne noch einen letzten Blick auf den lächerlichen Mann im Wasser zu werfen..
    Aber auch „Maman" konnte sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Bei dem Anblick, der sich ihr da bot, kein Wunder.

    Henry schaffte es einfach nicht, den Klumpen aus seiner lächerlichen, viel zu groß geratenen Badehose zu schütteln, es sah unglaublich komisch aus. Slapstick vom Feinsten. Ich kringelte mich vor Lachen im Sand. Es war einfach herrlich!

    „EINS!"

    Fortsetzung folgt...
  • Natalie
    Also es ist ganz nett geschrieben, man hat auch Bilder im Kopf und kann sich ganz gut in das Erzählte hieiversetzen, aber leider ist das so eine typische Einleitung, die man schon etliche Male irgedwo mal gelesen hat. Dieses typische von-hinten-Aufrollen der Erzählung ist echt mal langweilig und schon zu oft gelesen...Auch das Motiv ist schon taused mal durchgekaut worden...Freund hintergeht Freund und aus Freuden werden Feinde, die später vielleicht wieder zusammenwachsen oder einer von beiden stirbt,oder so ähnlich...Also wenn du diese Einleitung so stehen lassen willst, musst du sehr bald mal einen richtigen Kracher bringen, nicht diese 08/15 Story...
    LG Natalie
  • , 4
    sehr nah, sehr bunt,
    aber klingt ein wenig nach kater.
    du beschreibst sehr fein, auch der sand in der butz.
    irgent etwas fehlt mir,
    aber ich bleib dabei !.
    c+
  • , 1
    „Ist ja schon gut Mann, laß mir doch etwas Zeit, bin doch auch keine Zwanzig mehr!"

    Sophie war an diesem Morgen in der kleinen Pension geblieben, in der wir uns vorgestern eingemietet hatten. Familiär geführt, ohne luxuriösen Schnickschnack.
    Für die Anmeldung mußte ich meine kläglichen Französisch-Kenntnisse aus tiefster Schulerinnerung hervor kramen.

    „Bonjour Madame! Avez vous deux chambres libre?" Keine Ahnung ob das verständlich für sie war.
    „Bonjour Messsieurs, Dame! Biensur! Une Nuit?"
    Ich blickte zu Henry: "Reicht eine Nacht, oder bleiben wir länger?"
    Henry reckte der Concierge drei Finger entgegen.
    „Trois? D’accord! Et voila, les clés!"
    Dürres Huhn dachte ich nur, ein Mädel so um die dreißig, das mit 20 Kilo mehr auf den Rippen wirklich gut ausgesehen hätte. Mir fiel nur ein Wort ein, Magersucht: dürre Arme, die Gesichtszüge hart weil die Schädelkonturen nicht durch Fettpölsterchen verdeckt wurden. Schade drum.
    Die Concierge hatte uns die Zimmer gezeigt und sie brabbelte die ganze Zeit auf dem Weg von der Anmeldung bis zu den Räumen. Anscheinend war sie der Auffassung, jemand könne ihren Worten folgen und sie blickte mich des öfteren fragend an. Außer einem „Oui" oder „d’accord" oder „très bien" konnte ich nichts erwidern, sie sprach einfach zu schnell und mit dem typisch südfranzösischen Dialekt, so daß ich nur einen Bruchteil von dem verstehen konnte, was sie da von sich gab. Das meiste was sie uns zeigte war jedoch selbsterklärend. Ein Klo ist ein Klo, auch in Frankreich.
    Unsere Zimmer lagen direkt nebeneinander im 2.Stock. er Teppich im Flur war nicht mehr so recht ansehnlich, übersät von Flecken und vergilbt. An den Wänden im schmalen Korridor hangen ein paar Bilder, in billigen goldumränderten Plastikrahmen. Die abgebildeten Motive sprachen mich wenig an.

    Sie fand nicht gleich den richtigen Schlüssel zum ersten Appartment und fingerte nervös am Schlüsselloch herum. Als sich die Tür endlich öffnen ließ, war ich von der aufgeräumten Schlichtheit überrascht. Geräumig, nicht zu klein, ausreichend für unsere Bedürfnisse. Bett, Nachttisch und einen alten Sekretär, was braucht man mehr. Eine Minibar konnte ich nicht ausmachen, wird schwierig werden das Bier kühl zu halten.

    Von der kleinen Terrasse aus hatte man einen fantastischen Blick auf einen Teil des Hafens. Etliche Boote lagen am Kai, das Wasser schimmerte etwas grünlich. Etwa fünfzig Meter entfernt zur linken Hand, verband eine Brücke unseren Teil der Straße mit dem anderen Ufer. Eine ältere Dame mit eingeklemmtem Handtäschchen unter dem Arm unterhielt sich angeregt mit einem dickbäuchigen Glatzkopf. Mein Blick wanderte über die Dächer der gegenüber liegenden Häuser hinweg und man konnte 3 große Segelmasten erkennen. Das war wohl der Haupthafen, da wo die großen Schiffe anlegten. Das Ganze hatte wirklich Flair und ich schaute interessiert einem Fischer zu, wie er seine Netze ordnete, während Sophie im Bad verschwand.
    „Georg", Henry stand in der Tür.
    „Ja?"
    „Wohin mit dem Koffer, ich möchte ihn nicht bei mir haben, bei euch ist er irgendwie sicherer, glaube ich."
    Ich sah ihm an, wie er schlacksig, mit bis zur Brust aufgeknöpftem Hemd in der Tür stand. Ein Mann Mitte vierzig, schlank, nein eher sehnig. Gesichtszüge, die Bände erzählen konnten, sofern man sie zu lesen wußte. Auf den ersten Blick sah er aus, als könne er keiner Fliege ein Haar krümmen. Eine Fehleinschätzung, die schon Mancher bitter bezahlen mußten. Ich liebte diesen Kerl, er war da wenn man ihn brauchte. Wir ergänzten uns gegenseitig. Es bereitete ihm sichtliches Unbehagen, den Koffer überhaupt in Händen zu halten. In dieser Beziehung machte er wenig Anstalten, Cool zu wirken, es war ihm von Anfang an nicht geheuer gewesen.

    „ZWEI!"
  • , 5
    weiterschreiben
    und viel
    leicht ein bisschen am start basteln
    der anfang is wirklich etwas zu ein
    fach

    aber die story macht neu
    gierig
    ich les weiter
    lg
    lara
  • Eine zerschnittene Geschichte oder ein Werk am Werden? Der Beginn ließ mich etwas verzweifeln. Ich suchte dringend nach einem Halt, einem roten Faden, der mir in den nächsten Teilen geboten wurde.
    Du schreibst es ziemlich direkt in das Forum, oder?

    Ja, der Anfang braucht noch den gewissen Schwung. Wenn er da so im Feld liegt und nicht weiß, worauf, dann hat er wohl was auf den Kopf gekriegt. Oder nicht?

    Den ersten Teil müsstest Du noch anpassen, was die Erzählerposition angeht. Zu Beginn schreibst Du von "er", danach von "ich". Das verwirrt. Zum Thema Rechtschreibung für deutschen und französischen Text könnte ich auch einiges sagen, würde sich jedoch ganz zum Schluss der Geschichte anbieten.

    Schreib mal weiter... Lass Dich jetzt nicht ausbremsen - die nötige Überarbeitung kann warten.

    LG,
    Sandra
  • , 4
    wenn mann morgens aufwacht, tief geträumt hat,
    sorry, ist es immerwieder nur ein kleiner planet am rande einer galaxie,
    von denen es 480 milliarden gibt.
    ich weiss nun was an deinen aussagen fehlt.
    die erkenntnis, das du allein auf der welt bist.
    c+
  • , 1
    Ich spürte förmlich den kalten Stahl der Waffe zwischen meinen Augen obwohl er noch etwa zwei Zentimeter von meiner Stirn entfernt war und ich richtete mich etwas umständlich auf. Der Bauer startete in diesem Moment den Motor seines Treckers und nahm die Arbeit wieder auf. Es staubte recht heftig, als sich die Egge in den trockenen Boden grub und er zog eine Wolke aus Schmutznebel hinter sich her.


    Wir hatten am frühen Nachmittag schon mit dem Saufen angefangen. Henry hatte eine Kiste Bier besorgt und ich hatte noch etwas Cognac in der Vitrine meiner kleinen Wohnung stehen, sogar einen VSOP, von unserem letzten Treffen übrig und noch halb voll. So alle ein bis zwei Monate mußte das einfach sein. Wir redeten über Allerlei und Nichts, philosophierten über Politik, Wahrheit, Freundschaft und, und, und...halt eben Dinge, die man mit seinem besten Freund bespricht. Eigentlich ging es aber hauptsächlich darum, daß man beisammen saß und die Gegenwart des Anderen genoß. Vertraute unter sich. Abends, leicht angeschossen, entschlossen wir uns spontan noch etwas durch die Kneipen zu ziehen. Außerdem knurrte uns der Magen und wir wollten noch eine Kleinigkeit essen. Nachdem wir dem Taxifahrer während der dreißig minütigen Fahrt in die Stadt ein Ohr abgekaut hatten und Dieser uns sichtlich erleichtert 20 Euro abkassiert hatte, steuerten wir zielgerichtet die erste Kneipe an.

    Musik drang auf die im Dämmerlicht liegende Straße, Gelächter, Stimmengemurmel. Als wir die große Holztür zum Gastraum öffneten, erschlug uns der Nebel der Kneipe. Bierdunst, Zigarettenqualm, wild gestikulierende Gestalten am Tresen, in anscheinend äußerst wichtige Gespräche vertieft. Voll besetzte Tische, an einigen saßen verschworene Grüppchen, an anderen Paare in angeregter Unterhaltung vertieft. Wieder andere schauten sich nur schweigend an. Ich erblickte einen noch freien Platz an der Theke und wir steuerten über jeden Zweifel erhaben in diese Richtung. Rechts von uns saß der wild Gestikulierende, links ein stiller, leicht nach vorne gebeugter Mittvierziger. An seinen glasigen Augen konnte ich zweifelsfrei erkennen, daß er dem Alkohol nicht abgeneigt war.

    „Zwei Bier, bitte!"

    Der Wirt nickte freundlich und wischte nebenbei eine Bierpfütze mit einem durchtränkten Lumpen auf dem rustikalen Holztresen vor uns ab. Henry bot mir eine Kippe an. Ich zog mir eine aus seiner Packung, während der Typ links neben uns, der Stille, mal kurz laut vor sich hin furzte.

    „Scheißladen", sagte Henry leicht verärgert und schaute sich in der Kneipe um. „Das Eine trinken wir hier und dann laß uns schleunigst verschwinden, ist nicht unser Stil."

    Der Stille hatte ganze Arbeit geleistet. Der faulige Gestank raubte mir fast den Atem und gedrückt antwortete ich: „OK, das Eine"

    Das Bier vom Faß schmeckte fad, war lieblos gezapft bis zum oberen Rand, ohne Schaum und ich sah, wie auch Henry sein Gesicht beim ersten Zug aus seinem Glas verzog. Diese Kneipe war echt nicht unser Ding und wir bereuten unsere vorschnelle Wahl. Die großen Fenster waren mit dicken, braunen Vorhängen bestückt, so wie man das aus früheren Zeiten noch kennt, Siebziger oder Achtziger Jahre Stile, zusammen gerafft und mit einer dicken Schleppe gebunden, hier war anscheinend die Zeit stehen geblieben.
    Interessant war allerdings die Kleine am Tisch in der Ecke, direkt neben dem Eingang. Sie war mir schon gleich am Anfang aufgefallen, wie sie Ihren kleinen Finger abspreizte als sie einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse zu sich nahm.

    Sie hatte leuchtend rotes Haar, karminrot beim genaueren Hinsehen, zumindest war das mein Eindruck bei der doch recht diffusen Beleuchtung. Irgendwie erinnerte mich ihr Anblick an ein Gemälde, der Maler fiel mir nicht sofort ein. Ich faßte mir an die Stirn, rieb etwas mit Zeigefinger und Daumen die Stirnfalten glatt. Klimt, der hatte Frauen mit roten Haaren im Programm!
    Sie unterhielt sich mit einem Typen auf der anderen Tischseite. Wußte nicht so recht, was ich von ihm halten sollte. Schulterlanges, dunkles Haar, etwas fettig und zurück gekämmt wie ein Mafiosi. Er hatte den Zeigefinger andauernd ausgestreckt und zeigte fast aggressiv in Richtung der Rothaarigen. Er trug ein billiges, schwarzes Sakko, etwas zu klein für seine Größe. Sie saß hingegen etwas zurückgelehnt da, eher ängstlich und hörte den Worten des Pomadeurs sichtlich entnervt zu. Der Wirt lehnte vornüber gebeugt, mit aufgestützten Händen am ihrem Tisch und unterhielt sich kurz mit dem ‘Mafiosi’, die beiden schienen sich zu kennen, denn der Wirt berührte freundschaftlich die Schulter seines Gesprächspartners und schlenderte mit einem Lächeln im Gesicht wieder zurück zum Tresen.

    Sie schaute in meine Richtung und unsere Blicke trafen sich. Es war mir immer schon peinlich gewesen, wenn ich auf diese Weise ertappt wurde, wie ich jemanden beobachte. Standard- Vorgehensweise in so einem Fall: nicht übereilt sondern langsam wegsehen und recht uninteressiert wirken. In einer Flirtschule hätte ich sicher noch viel lernen können. Doch dieses Mal funktionierte das nicht. Ich hielt ihrem Blick stand, irgend etwas in ihren Augen fesselte mich förmlich und aus einem zufälligen Blick, wurde DER BLICK. Ich verlor in diesem Moment den Sinn für Raum, Ort und Zeit. Das Stimmengewirr um mich herum verstummte. Der ganze Raum schien plötzlich heller erleuchtet zu sein.
    Sie lächelte einen kleinen Moment, nicht länger als ein Wimpernschlag dauert, für mich war es die Ewigkeit. Ein Augenblick des gegenseitigen Erkennens. Ein Zauber ging von diesem Bild aus. Sie trug ein schwarzes, eng anliegendes Kleid, hochgeschlossen, ärmelfrei. Die zarte Blässe ihrer Haut, die verlockend roten Haare und ihr graziöses Erscheinungsbild bildeten einen krassen Kontrast zum schäbigen Hintergrund mit den braunen Vorhängen. Das Gemälde Klimt’s nahm immer mehr Gestalt in meinem Kopf an. Kurz gesagt, sie brachte wirklich Glanz in diese Hütte.
    Ihr schmieriger Begleiter bemerkte unsere nonverbale Kommunikation und drehte seinen Kopf zu mir um, um über seine Schulter zu blicken. Erstaunlicher Weise sah ich keine Eifersucht in seinen Augen. Sein Blick war eher abschätzend, kleine schwarze Augen wie eine Ratte oder ein Wiesel, unangenehm entlarvend.
    Die Tonspur um mich herum lief wieder an und der Zauber des stillen Moments verflüchtigte sich so abrupt wie er kam.

    Jemand tippte mir auf die rechte Schulter.
    „Das ist mein Platz!"
    Ich drehte mich um und blickte in eine echt dumme Fresse.

    ...
  • , 1
    Sorry, die Geschichte wírd an dieser Stelle nicht weiter gehen. Demnächst aber als Buch zu erwerben.
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