"Die Brücke" und "Der blaue Reiter"
siku Die Künstler beider Vereinigungen verband sowohl eine gemeinsame Vorliebe für mittelalterliche Kunst und Primitivismus als auch ein starkes Interesse an der zeitgenössischen französischen Kunst des Fauvismus und Kubismus.
In beiden Kunstströmungen machen sich am Anfang noch Jugendstil, beim Blauen Reiter auch russische Folklore bemerkbar. Auch die Kunst der Primitiven, die enge Anbindung zur Natur, das Kreatürliche findet in beide Kunstrichtungen Einlass.
Für ursprüngliches, primitives Körperempfinden schien den Künstlern der Brücke die Malerei der Südseevölker geeignet, Anregungen dafür bekamen sie im Völkerkundemuseum Dresden (die reisten gar nicht erst in die Südsee, es ging ja auch bequemer :).
Während die Künstler der Brücke das einfache Leben und die alten traditionellen Ausdruckmittel der Druckgrafik wieder aufnahmen und mit einem neuen zeitgemäßen zweidimensionalen Bildaufbau verbanden, orientierten sich die Blauen Reiter an frühromantischen Geistesströmungen (googlen :-)).
Die Mitglieder des Blauen Reiter hatten enge Kontakte zu den Fauves, zu Delaunay und den Kubisten. Die Brückemale bevorzugten die Malweisen Gauguins, van Goghs, Vallontons und den japanischen Holzschnitt.
Der Blaue Reiter ist von vornherein eine geistige Bewegung, die Brücke eher eine handwerkliche - ein Zusammenschluss junger Architekturstudenten, die das alte Handwerk bewundern und in ihren zeitgemäßen Stil einbinden. Die Druckgrafik, besonders der Holzschnitt nimmt einen besonderen Stellenwert im Schaffensprozess der Brückemaler ein.
Während sich die Künstler des Blauen Reiter schnell zur Abstraktion hinwenden, bleiben die Künstler der Brücke ihr Leben lang gegenständlichen Motiven verbunden.
siku Soweit ich weiß, war der blaue Reiter ursprünglich keine Gruppe, sondern ein Almanach.
Der Blaue Reiter" war eine nicht fest organisierte Künstlergruppe, deren Teilnehmer sich nach dem Austritt aus der Neuen Künstlervereinigung München 1911 zusammenfanden. Der Almanach erschien 1912 und gab dem Zusammenschluss dann auch den Namen.
Hier kurz Stichworte zur Entwicklung und Entstehung:
1909 Neue Künstlervereinigung München,
Abspaltung dann 1911.
Gemeinsam mit Wassily Kandinsky und Franz Marc vereinigte der Blaue Reiter deutsche und russische Maler unter einer expressionistischen Konzeption. Die Künstler verband sowohl die gemeinsame Vorliebe für mittelalterliche Kunst und Primitivismus als auch ein starkes Interesse an der zeitgenössichen französichen Kunst des Fauvismus und Kubismus.
Zu den engeren Mitgliedern gehörten u.a. August Macke, Gabriele Münter, Alfred Kubin und Paul Klee. In enger Verbindung standen Marianne von Werefkin, Alexey von Jawlensky und der Komponist Arnold Schönberg.Dieter Boger Marc und Kandinsky verließen am 2. Dezember 1911 die "Neue Künstlervereinigung". Den letzten Anlaß bildete die Zurückweisung der zur Winterausstellung eingereichten "Komposition V" von Kandinsky.
Am Tag danach schrieb Marc an seinen Bruder:
"...nun heißt es zu zweit weiterkämpfen.
... die Redaktion des Blauen Reiters wird jetzt der Ausgangspunkt für neue Ausstellungen. Ich denke das ist ganz gut so. Wir werden versuchen, das Zentrum einer neuen Bewegung zu werden".
Bereits im Juni 1911 hatte Kandisky den Plan zu einem Jahrbuch gefaßt.
An 19. Juni informierte er Marc und unterrichtete ihn über die notwendigen Schritte.
Dieses Schreiben vom 19. Juni ist somit die Geburtsurkunde des "Blauen Reiter"
Im Katalog zur erste Ausstellung haben MArc und Kandinsky darauf verwiesen, dass sie nicht die Absicht haben, eine bestimmte Richtung zu propagieren. Stattdessen sollte die Vielseitigkeit der Kunstausdrücke gezeigt werden.
"Die Ausstellung umfaßte zwei Flügel - den abstrakten (damals gerade geborenen) und den rein realistischen. Diese synthetische Basis war damals neu und ist es bis heute geblieben."
(Franz Marc im Urteil seiner Zeit - Franz Lankheit, Köln 1960 - Seite 48) In diesem Zusammenhang muß auf den von Kandinsky und Marc überlieferten Sachverhalt verwiesen werden:
"Die Ausstellungen wurden durch die Redaktion eine geplanten Buches veranstaltet, - und diese Veröffentlichung soll den Namen " Der Blaue Reiter" tragen.
In einem von Kandinsky 1935 niedergeschriebenen Bericht heißt es übrigens:
In Wirklichkeit gab es nie eine Vereinigung "Der Blaue Reiter", auch keine Gruppe, wie oft irrtümlich geschrieben wird. Marc und ich nahme das, was uns wichtig erschien, was wir frei wählten, ohne uns um irgendwelche Meinungen und Wünsche zu kümmern.
Und er fügt ironisch hinzu: Wir beschlossen unseren "Blauen Reiter" auf diktatorische Weise zu leiten.siku
Am Tag danach schrieb Marc an seinen Bruder:
"...nun heißt es zu zweit weiterkämpfen.
... die Redaktion des Blauen Reiters wird jetzt der Ausgangspunkt für neue Ausstellungen. Ich denke das ist ganz gut so. Wir werden versuchen, das Zentrum einer neuen Bewegung zu werden".
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In einem von Kandinsky 1935 niedergeschriebenen Bericht heißt es übrigens:
In Wirklichkeit gab es nie eine Vereinigung "Der Blaue Reiter", auch keine Gruppe, wie oft irrtümlich geschrieben wird. Marc und ich nahme das, was uns wichtig erschien, was wir frei wählten, ohne uns um irgendwelche Meinungen und Wünsche zu kümmern.
Und er fügt ironisch hinzu: Wir beschlossen unseren "Blauen Reiter" auf diktatorische Weise zu leiten.
Betrifft zwar nicht mehr die Schüleranfrage, die ging in eine andere Richtung.
Sich nur auf die Darstellung Kandinskys zu verlassen, ist zu einseitig. Verfolgt man Ludwig Kirchners spätere Aufzeichnungen, war er eigentlich auch "die ganze Brücke".
Es war ein loser Zusammenschluss von Künstlern, die sich um Kan. und Marc gruppierten, aber die Ausst. bei Thannhauser fand auch viel Beachtung, weil u.a. Delaunay und Rousseau mit ausstellten, insgesamt waren 14 Künstler an dieser ersten Ausstellung bei Thannhauser beteiligt, sie alle "unter den Teppich zu kehren" macht wenig Sinn. Kan. war vorher auch Vorsitzender der Neuen Künstlervereinigung, deshalb war diese Organisation nicht allein Kandinskys Werk.
Es ist immer etwas problematisch, sich einzelne Zitate von Künstlern herauszupicken und dann eine Tatsachenbestimmung vorzunehmen, ich finde das zu eng gegriffen. Paul Klee wäre hier auch noch zu erwähnen, wenn er auch erst etwas später dazu kam.Dieter Boger Hallo Siku,
es war durchaus nicht meine Absicht, Künstler, die bei Thannhauser mit ausgestellt haben "unter den Teppich zu kehren".
Es ist doch unbestritten, dass die von Dir genannten Künstler und eine ganze Reihe weiterer wie Burljuk oder Kahler aber auch Pechstein dem Kreis um K. uns M. angehörten.
Kunstgeschichtlich gesehen gehören Ausstellungen und Buch zusammen. Sie wurden von den gleichen Überzeugungen getragen und nach den gleichen Prinzipien durchgeführt.
So ist denn der Name "Der Blaue Reiter" sowohl auf das Buch wie auf die Ausstellungen zu beziehen. Und weil die Künstler, deren Bilder man bei Thannhauser und Goltz zeigten, zum großen Teil auch für die Arbeit am Buch gewonnen werden konnten, übertrug sich dieser Name schließlich auch auf den weiteren Kreis der Gleichgesinnten.
Dennoch - "Der Blaue Reiter" in dieser doppelten Gestalt war letztlich doch die ganz persönliche Leistung zweier außerordentlichen Persönlichkeiten.Seite 1 von 1 [ 8 Beiträge ]
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