Pigeldi Verfremden heißt ja, ein Bild zwar zu verändern, dass es aber dennoch einen erkennbaren Bezug zum Original hat.Signatur
Möglichkeiten:
- farblich (sehr viel poppiger, mit kräftigen Farben (was dann allerdings die Traurigkeit dieses Baumes aufhebt)
- ähnliche Farben, aber der Baum wird aus anderen Objekten zusammengebaut
- Gleicher Baum, der sich in einer völlig anderen Umgebung wiederfindet (auf einer schönen Wiese, in einer Stadt...)
- Umgebung gleicht, aber der Baum wird durch etwas anderes ersetzt
- in einem anderen Stil als den von Caspar David Friedrich zu malen (vielleicht surrealistisch a la Dali mit einer schmilzenden Uhr darüber)
- versuchen, das Bild möglich genau zu kopieren, auseinander zu schneiden und dann wieder neu zusammen zu puzzeln.
- der Untergrund, auf dem das Bild gemalt wird, mit einzubeziehen (aus unbehandeltem Holz malen, wo noch Strukturen des Holzes durchscheinen)
- kein Bild malen, sondern eine Powerpoint oder Flashanimation daraus machen (nur, wenn du diese Programme bereits perfekt beherrscht)
äh ja, mehr fällt mir jetzt so spontan nicht ein.
Und bei der nächsten Aufgabe: alles, was ein Bild macht, notieren und damit spielen.
LG, Pigeldisiku Ich wäre auch für den Vorschlag der "Spiegelung" und zwar aus folgendem Grund: damit kann man Friedrichs Bild am wenigsten antun.
Bei den anderen, vielfältigen Variationen vermisse ich den Bezug zum ursprünglichen Bild. Friedrich hat sich bei dem einsamen Baum ja was gedacht. Zudem handelt es sich, soweit ich das noch (ohne nachzuschauen) in Erinnerung habe, um eine Eiche, um ein Symbol.
Beide Vorschläge stammen von Lehrern. Mich würde interessieren, ob die Variationen inhaltlich noch einen Bezug zum Original erkennen lassen sollten?
Friedrich wird z. Zt. aus der Versenkung geholt, das mag nicht zuletzt an den zwei geplanten Ausstellungen liegen. Aber wenn ich z. B. sehe, wie eine fröhliche Familie über dem "Nebelmeer" dahinschreitet, frage ich mich schon, ob man einen Maler so falsch verstehen darf?
Sollten Schüler nicht Malstile und Inhalte verstehen lernen: im Fall Friedrich die Malerei der Frühromantik?
Gruß
sikuPigeldi Bei einer Verfremdung geht es ja genau darum, den Bezug aufzulösen und etwas Neues zu schaffen und Dinge neu zu arrangieren, loszulösen. Das hat nichts mit "falsch verstehen" zu tun.Signatur
Man interpretiert Bildaussagen neu und verfremdet sie. Übrigens ist das eine gängige Methode in der Kunst (nicht nur in der Schule ;O), sich mit Kunstwerken genauer auseinanderzusetzen. Nur, wer die Thematik eines Bildes verstanden hat, kann nachher den Grad und Grund für seine Verfremdung
darstellen.
LG, Pigeldi
PS: Nur so entstehen auch unterschiedliche Bilder. Stell dir mal vor, alle würden dieses Bild möglich naturgetreu kopieren müssen und der einzige Bewertungsgrad wäre, wie exakt und sauber dies passiert.
@ ziley - soll man so schleimen? ;O)siku
Nur, wer die Thematik eines Bildes verstanden hat, kann nachher den Grad und Grund für seine Verfremdung
darstellen. [...]Stell dir mal vor, alle würden dieses Bild möglich naturgetreu kopieren müssen und der einzige Bewertungsgrad wäre, wie exakt und sauber dies passiert.
An naturgetreu kopieren hatte ich nicht gedacht, geschrieben habe ich das auch nicht ;-).
Nur kann man natürlich erst nachdem das Ergebnis zu sehen ist erkennen ob der Interpret das Original richtig verstanden hat. Den Bezug aufzulösen um die Intuition des Künstlers (hier Friedrich) verstehen zu lernen, entspricht das dem Gedanken, dass nur wer "die Thematik eines Bildes verstanden hat" Grund und Grad der Verfremdung darstellen kann?
Wenn ich die Thematik schon verstanden habe, muss ich das Bild dann noch verfremden, um es verstehen zu lernen?
Bei den Varitationsvorschlägen von surrealistisch nach Dali bis poppig in der Farbgebung bin ich einfach skeptisch.
Friedrich hat eine neue Bildsprache entwickelt, die der geringgeschätzten Gattung der Landschaftsmalerei zu einer Wertschätzung verholfen hat, wie es vorher nicht denkbar war. Interpretiert man Friedrich heute z. B. über die Bildsprache von Dali, so hat man mit bereits zwei vergangenen Malstilen weder Neues geschaffen, noch neu gestaltet.
In diesem Fall ist mir die "äußerste Reduktion" von ratzekater durchaus sympatisch: nicht ewig gestrig - sondern top-zeitgemäß :))
lg.
sikuPigeldi Ich habe die "Spiegelung" als Kopieren gedeutet, sorry, wenn du dies anders meintest ;O)Signatur
Natürlich kann ich auch ein Bild verstehen, ohne es selbst in irgendeiner Form malerisch zu interpretieren, indem ich dies textsprachlich mache. Aber hier war ja eindeutig die Aufgabe gestellt worden, das Bild zu verfremden. Ob daraus nun immer etwas rasend Neues entsteht, ist wohl eher Zufall (und bei ca 25 Schülern im Kurs wohl eher unwahrscheinlich und auch nicht absolutes Ziel in der Schule). Ich weiß ja nun weder, welcher Altersgruppe noch Schulform ziley angehört (ob er überhaupt ein Schüler ist), daher habe ich gängige Möglichkeiten aufgezählt. Und ich denke schon, dass ich das Bild näher kennen lerne, wenn ich mir überlegen muss, wie ich es verfremden kann. Denn dafür muss ich mir Komposition, Farbe und Bildaussage genau vorknöpfen.
Spannend finde ich es auch, wenn fächerübergreifend gearbeitet wird und Bilder als Hüte dargestellt werden (gesehen in einem Oldenburger Gymnasium) Es wurden Farben, mögliche Materialien und Strukturen zu einem Hut so arrangiert, dass der Bezug zu einem konkreten Bild eines Künstlers sofort sichtbar war. Fand ich megastark und es hatte auch einen Verfremdungseffekt.
LG, PigeldiPierre Menard SignaturSpannend finde ich es auch, wenn fächerübergreifend gearbeitet wird und Bilder als Hüte dargestellt werden (gesehen in einem Oldenburger Gymnasium) Es wurden Farben, mögliche Materialien und Strukturen zu einem Hut so arrangiert, dass der Bezug zu einem konkreten Bild eines Künstlers sofort sichtbar war.
manchmal wünsche ich mir doch wieder ein wenig die erhabene, hehre kunst zurück in den zeiten des postmodernen surrogates und der beliebigkeit. zwar nur manchmal, aber der wunsch nach sowas wie "werten" kommt schon manchmal auf. fast bin ich schon versucht das wort leitkultur in den mund zu nehmen. naja, lieber doch nicht und den mund erstmal mit wasser ausspülen.Pierre Menard SignaturSorry, aber ich habe nicht ein Wort davon verstanden. Kannst du vielleicht mal für blonde Hauptschullehrerinnen erklären, was du damit meintst?
paßt zwar nicht zu deiner signatur, aber bitte, hier der kurze versuch einer erklärung.
heutzutage ist es, besonders an schulen, schick, irgendwelchen umsetzungen oder verfemdungen von "kunst" zu machen, die aber auf rein visueller eben verharren. eben auch zum beispiel als hut. sicher ist das nett und kreativ, hat aber mit kunst an sich nichts zu tun. es hat eben eher placebo charakter. das sieht eventuell aus wie kunst, ist aber eben dies nicht. was ja wahrscheinlich auch nicht gewünscht ist, aber ein wenig ist es wie die derzeit im rampenlicht stehende leichenfledderei: der wehrlosen kunst wird im nachhinein etwas angetan, ja sie wird mißbraucht.
caspar david friedrich aus haribo konfekt oder als konzeptart puzzle.
dabei wäre doch eine ernsthaftere auseinandersetzung mit dem thema wünschenswert. sicherlich ist es eine große errungenschaft, dass die kunst vom sockel gestoßen wurde, aber das jetzt jeder meint, er könne sie mit füßen treten und beliebig mit ihr umgehen, ist eben leider auch nicht optimal. den künstlern wird keine achtung oder respekt mehr geschuldet, indem versucht wird zu verstehen, was sie wollten, sondern es wird nur noch in möglichst schriller art und weise versucht diese ihre werke zu verfremden. was wohl auf die allgemeine zitierwut - rate mal was ich zitier- zurück geht, ohne das die inhalte des zitierten reflektiert werden.
romantik ist eben nicht das alpenglühn, der sonnenuntergang im meer oder der rosen verkaufende tamile am tisch der pizzeria. eben deshalb sollte eine gute aneignung, oder wie die aktuelle modebezeichnung lautet "wiederaneignung", von friedrich über diese reine nachahmung und scheinbeschäftigung mit den thema hinausgehen und auch eine inhaltliche auseinandersetzung mit seiner kunst darstellen. aber dies scheint eine zu pathetische forderung zu sein, eben die nach "werten", stattdessen dann lieber hüte, die sind witzig und tun fast keinem weh. eventuell geht eine solche forderung nach thematischer ausseinadersetzung auch über das hinaus, was schule leisten kann.Pigeldi @ziley - Wenn ein Schüler sagt, er habe viel Respekt vor Lehrer(n), klingt das heute immer ein bisschen merkwürdig. Wenn du es ernst gemeint hast, dann gehe ich mal davon aus, dass du auch Lehrer hast, die deinen Respekt verdient haben. Ich bin halt ein wenig misstrauisch geworden, weil du in deinem zweiten Beitrag eine andere Rechtschreibung benutzt hast als oben und ich mir daher nicht sicher war, ob du wirklich noch der ziley bist, der die Ursprungsfrage gestellt hat. Hängt mit einigen Scherzen innerhalb dieser Plattform zusammen. Einige Mitglieder hier benutzen ständig andere Namen, um verschiedene Schein-Identitäten aufzubauen. Das finde ich persönlich etwas nervig, aber egal. Viel Glück weiterhin!Signatur
@Pierre Menard - ja, so kann ich damit mehr anfangen (und ziley vermutlich auch). Das "explain" in meiner Signatur bedeutet in dem Zusammenhang eigentlich eher "rechtfertigen" als "erklären", aber war klar, dass ich mir damit selber eine kleine Falle gestellt habe ;O)
Ich kann deine Argumentation sehr wohl nachempfinden. Für eine Kunsthochschule, vielleicht auch Waldorfschule, wenn sie gut ist, mögen die Möglichkeiten einer derartigen Auseinandersetzung machbar sein. Wenn man dort mit Worten wie Leitkultur, postmoderne Surrogate usw. umgeht, kann man auch erwarten, dass das verstanden wird und eine intellektuelle Auseinandersetzung stattfindet. Aber an einer stinknormalen allgemeinbildenden Schule (und ich meine damit nicht unbedingt eine Hauptschule in Berlin) sieht die Auseinandersetzung mit Kunst nun mal so aus, dass die Kurse mit 25 Schülern vollgestopft sind, pubertierend bis zum Anschlag, die Ausstattung gleich null, Bereitschaft der Schüler etwas unter null. So, und dann präsentier ihnen mal einen Baum von Friedrich. Naaa? Nee, geht nicht. Leitkultur erstmal dezent zur Seite stellen. Wenn man dann aber anfängt, den Zugang zu Friedrich zu erleichtern, indem man sie nicht vor diesem Meister erstarren lässt, sondern andere Möglichkeiten sucht, wie sie praktisch mit den Händen erfahren können, einen Baum zu malen, ihn zu verändern, ihn "traurig" darzustellen" (vielleicht noch mit Musik im Hintergrund), ihn "fröhlich" zu machen, oder im Beispiel des Hutes ihn dreidimensional erfahrbar zu machen, dann kommt Schwung in die Bude. Und einige recherchieren weiter (was hatn der noch so gemacht, ach guck, auf Rügen wohnt meine Oma, usw.). Ist das nicht eine völlig legitime Auseinandersetzung, die sogar Kunst hervorbringen kann? Ich benutze übrigens auch Bilder von Friedrich als Schreibanlässe für Krimigeschichten (z. B. der Wanderer über dem Nebelmeer - seine Geliebte hat sich vor Gram über einen vermeintlichen Ehebruch vom Kreidefelsen gestürzt und nun will er auch nicht mehr leben...)
Wenn ich das alles nur "respektieren" dürfte, aber nicht für mich nutzen dürfte, oh Gott wäre Schule langweilig.
LG, Pigeldimaler-hans SignaturSorry, aber ich habe nicht ein Wort davon verstanden. Kannst du vielleicht mal für blonde Hauptschullehrerinnen erklären, was du damit meintst?
Weißt Du, Pigeldi, warum es keine Blondinen-Witze mehr gibt?
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