• Antikunst oder wie Interpretation die Kunst vergiftet(?)

  • Antikunst oder wie Interpretation die Kunst vergiftet(?)
    Hallo liebe kunstnet-Mitglieder,

    (ausschlaggebend war hier der Text von Fr. Sonntag über Kunst und Anti-Kunst)
    ich suche eine Kunstschaffende, die oder einen Kunstschaffenden, der Anweisungen an verschiedene Leute gegeben hat und das Resultat am Ende eine Arbeit aus verschiedenen Ergebnissen entstanden ist (=mit gleichen InPut, aber anderen Interpretationen/Output). Es gab mal ein Werk, (mir fällt der Künstler nicht mehr ein), der genau dies getan hat und die Suche danach war leider vergeblich... daher suche ich auch nach anderen Kunstschaffenden, die diese Arbeitsweise angewendet haben. Auszüge von Fr. Sonntag über Kunst und Anti-Kunst:

    _
    "Wie die Abgase der Autos und der Schwerindustrie, die die Luft der Städte verunreinigen, {vergiftet heute der Strom der Kunstinterpretationen unser Empfindungsvermögen. In einer Kultur, deren bereits klassisches Dilemma die Hypertrophie des Intellekts auf Kosten der Energie und der sensuellen Begabung ist, ist Interpretation die Rache des Intellekts an der Kunst. Mehr noch ist die Rache des Intellekts an der Welt ~"

    "Die Interpretation ist eine radikale Taktik der Konservierung eines alten Textes**, der für zu kostbar gehalten wird, als daß er einfach abgelehnt werden könnte, und der deshalb neu aufpoliert wird. Der Text** wird durch den Interpreten nicht wirklich ausgelöscht oder neu geschrieben, wohl aber verändert. Freilich kann er das nicht offen zugeben. Er gibt vor, ihn nur verständlich zu machen, indem er seine wahre Bedeutung aufdeckt. "

    (**Vergleich von Text mit Kunst)
    _

    Vielleicht könnt ihr mir helfen? Danke im Vorraus!.
  • heinrich
    Ich kann dir helfen...

    Stell dir einfach vor,
    es gibt Kunstwerke,
    wo es nichts, "nihil", zu interpretieren gibt...

    Was sagst du dazu?
    :-}
  • , 3 @FlyLibelle
    ich kann Dir nicht helfen bzgl Deiner Suche, FlyLibelle, aber den Satz von Fr. Sonntag finde ich enorm treffend und muss ihn mir gerade noch einmal auf der Zunge zergehen lassen:
    Der Text** wird durch den Interpreten nicht wirklich ausgelöscht oder neu geschrieben, wohl aber verändert. Freilich kann er das nicht offen zugeben. Er gibt vor, ihn nur verständlich zu machen, indem er seine wahre Bedeutung aufdeckt.

    YEAH. So ist es.
    Fixierte Interpretationen (selbst der Versuch einer -abschließenden = zuschließenden = versperrenden- eigenen Beschreibung eigener Werke) engen die Sichtweise des Betrachters/Lesers ein, verändern den Zugang, die eigene Interpretationsweite. Insbesondere, wenn sie verabsolutiert formuliert sind, als wären sie die einzig mögliche Sicht der Dinge. Das unaussprechliche MEHR oder AUCH NOCH wird geplättet oder demontiert.

    Kannst Du mir die Quelle des Textes nennen? (Hier findet man doch immer so schwer was wieder...) Ich würde ihn gern vollständig lesen..




    PS - oder, wie Maurice Maeterlinck es beschrieb:
    "Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es seltsam.
    Wir glauben in die Tiefe der Abgründe hinabgetaucht zu sein, und wenn wir wieder an die Oberfläche kommen, gleicht der Wassertropfen an unseren bleichen Fingerspitzen nicht mehr dem Meere, dem er entstammt.
    Wir wähnen eine Schatzgrube wunderbarer Schätze entdeckt zu haben, und wenn wir wieder ans Tageslicht kommen, haben wir nur falsche Steine und Glasscherben mitgebracht;
    und trotzdem schimmert der Schatz im Finstern unverändert.” .
  • danke!
    Hallo Heinrich,

    ja im Text erwähnt sie auch die Abstraktionskunst, die nicht inhaltlich interpretierbar ist. Das wäre ein gutes Beispiel. Danke dir!

    _

    Hallo Judith,

    gerne nenne ich dir die Quelle: https://www.khist.uzh.ch/chairs/bildende/lehre/Sontag_Interpretation.pdf
    Ist ein Auszug aus Ihrem Buch, eine Sammlung mehrerer Essays.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Against_Interpretation
    Und sorry, ich hatte Ihren Nachnahmen ausversehen mit einem "n" zu viel geschrieben....

    Vielleicht kannst du mir die Quelle von Maurice Maeterlinck auch nennen?
  • , 4 R.I.P. Susan Sontag
  • , 3 @FlyLibelle
    danke Dir...

    Das Zitat von Maeterlinck stammt aus "Der Schatz der Armen" (Le Trésor des humbles, 1896)
    und wurde von Musil dem Roman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" voranstellt, um diesen nicht als reinen Schul- oder Pubertätsroman mißverstanden zu sehen....

    (Wie groß ist doch der Vorteil des freien, unzensierten Internets! Wir sollten es uns nie wieder wegnehmen lassen...
    Denn bis gestern wusste ich z.B. nicht einmal, von wem das Zitat, das mich seit 40 Jahren in- und auswendig begleitet, stammt.. )

  • nighthawk
    ich denke, kunst lebt von interpretation. ich bin immer wieder erstaunt was die leute, die texte über meine bilder schreiben, so alles darin sehen. hätte ich selbst nie gedacht. und oft werde ich selbst erst auf einen künstler aufmerksam, nach dem ich etwas über ihn gelesen habe. sonst hätte ich mich vielleicht gar nicht für ihn interessiert, aber der text ist da wie eine brücke. manchmal ist er gar wie ein eigenständiges kunstwerk, das dann neben der kunst, die er beschreibt, ein eigenes leben führt. das ist dann vermutlich die schönste form der interpretation.
  • , 3
    ja, schon auch, nighthawk. Sagte ja schon der Joseph...im Prinzip...

    Unzerstörerisch und Zugang eröffnend wirkt es aber mE nur dann, wenn die mitgeteilte Interpretation als subjektiv empfunden und vermittelt wird, wenn sie Fehlbarkeiten als möglich eingesteht und Raum offen lässt für Anderssichtige oder Mehrsichtige, also nicht als ausschließliche, abschließende Absolutheit behauptet wird, die entzaubert.
    Wenn also vermutet wird, nicht angebliches Wissen behauptet...
    Das Vage wagt, sozusagen.

    Aber so oder so: kennt denn einer nun Künstler, die solche Input/Output-Projekte erarbeitet haben?

    .
  • , 6 Bla bla bla
    Ihr seid alle Gehirn lose Sklaven und keine Geniale freischaffende oder frei denkend Künstler.Das bring mich auf Palme Kokos Nuss suchen
  • otto_incognito
    das Gesetz der Kunst im Dschungel
    Ihr seid alle Gehirn lose Sklaven und keine Geniale freischaffende oder frei denkend Künstler.Das bring mich auf Palme Kokos Nuss suchen


    Wenn du gefunden hast Kokos Nuss bitte schmeisse nicht auf mich oder mein Gehirn
    oder wen sonst - oder ich jage eine genitale Affe mit tiefdurchfurchte Denkerstirn auf
    Palme und auf dich drauf °

    .
    Mein Motto:
    Ich befinde mich in dauerndem Streit mit oTTo.
    Gruß,OttO
  • ich denke, kunst lebt von interpretation. ich bin immer wieder erstaunt was die leute, die texte über meine bilder schreiben, so alles darin sehen. hätte ich selbst nie gedacht.


    eben. Künstler sind auf die "Flaggschiffe", die mit ihren Interpretationen vorauseilen angewiesen, denn auch daran messen sich Verkaufserfolge. - Ohne Interpretation würden Kunst ohne Wert bleiben. Jaa, so ist das ;-).
  • , 9
    der künstler ist ja in gewisserweise ein träumer... und seine traumbilder müssen dann erst entschlüsselt werden von irgendwelchen traumdeutern :-)
  • Frank Enrechen
    die meisten kunstwerke haben keine botschaft die über die einer seifenoper im nachmittagsfernsehprogramm hinausgeht und das ist nichts schlechtes.
    Signatur
  • heinrich
    Hallo Heinrich,

    ja im Text erwähnt sie auch die Abstraktionskunst, die nicht inhaltlich interpretierbar ist. Das wäre ein gutes Beispiel. Danke dir!
    Nichts zu danken... :-}

    Eigentlich habe ich damit
    keine Abstraktionen gemeint...

    Eher wie Rodi oben...

    Z.B. "tanzende Leute" sind nur tanzende Leute...
    Usw...
    "Seife" ist Seife...

    "Mord" ist Mord.

    Und die so gennante "Interpretatoren"
    sind nur Interpretatoren...
    und machen sich voll lächerlich...
    :-}

    .
    Signatur
  • nighthawk


    Unzerstörerisch und Zugang eröffnend wirkt es aber mE nur dann, wenn die mitgeteilte Interpretation als subjektiv empfunden und vermittelt wird...

    man ist schon auf der suche nach der wahrheit, die auch von anderen geteilt werden kann, wenn man interpretiert. passiert sowas, dann entsteht sowas wie konsens, wie ein bestimmtes kunstwerk zu lesen oder ein künstler zu rezipieren sei. daran ist estmal nichts schlechtes.


  • heinrich
    Wenn ich sehe, spühre...oder empfinde
    was auch immer
    dass es falsch ist,
    oder nichts ist,
    dann entsteht auch kein Konsens,
    eben "nichts"...

    Signatur
  • nighthawk
    Wenn ich sehe, spühre...oder empfinde
    was auch immer
    dass es falsch ist,
    oder nichts ist,
    dann entsteht auch kein Konsens,
    eben "nichts"...

    an einem konsens sind ja immer mehrere personen beteiligt, nicht nur du allein. unter umständen hast du in so einem fall dann eine außenseiterposition.


  • Wenn ich sehe, spühre...oder empfinde
    was auch immer
    dass es falsch ist,
    oder nichts ist,

    dann entsteht auch kein Konsens,
    eben "nichts"...


    @ Heinrich wenn dein Empfinden nicht mit einem allgemeinen Konsens übereinstimmt, dann soll das deiner Interpretion zufolge "Nichts" sein? *staun*
    NIchts ist dort, wo nichts ist!
    Wenn du nichts empfindest, dann ist das nicht "Nichts", sondern bereits deine Bewertung des Objekts. ;-)
  • VBAL
    Also kann man gar nicht nicht interpretieren?
  • heinrich
    ja, siku, genau das...
    :-} .

    Natürlich kann jeder machen, was er
    und wie er machen will...
    oder eben gar nichts...
    :-}
    Signatur
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