Spencer Tunick
lisa Spencer TunickIst Kunst es wert, sich einen Schnupfen zu holen?Signatur
https://www.gmx.net/sidbabhdef.1115581981.18776.odarqbnpjx.76V/de/themen/lifestyle/after-work/gesellschaft/975292,cc=000000156300009752921EtfwS.htmlHardy69 Hallo Lisa,
in der Kunst ist vieles möglich und es gibt gerade bei den Grenzgebieten der Kunst - wie eben bei Körperinstallationen nackter Menschen immer die Diskussion, ob es überhaupt "kunst" ist.
Hier noch die beiden links zu einer ähnlichen Performance: Die VB55 von Vanessa Beecroft, die genau einen Monat zuvor in Berlin stattfand.
Spencer Tunick´s Event war auf 2 locations verteilt - einmal die 770 Leute im Theater und dann 2000 Nackte auf der Straße, teilweise auf dem Asphalt liegend. Auf der Straße bei diesem Wetter - da stimme ich Deiner Kritik voll zu.
Aber die indoor acts in Berlin und Brügge finde ich beide sehr interessant und weitaus positiver als der obere der hier verlinkten Kommentare es darstellt.
Ideal fände ich eine Mischung aus der VB55 in der Nationalgalerie und dem Corpus 05-Event im Brügger Stadttheater. Frauen und Männer gemischt - und die zusätzliche Verwendung von Strumpfhosen könnten auch mal beide Geschlechter erproben ?
lisa kritisierend wollte ich gar nicht klingen. Ich stelle nur immer wieder irgendwelche Fragen, weil ich den Begriff "Kunst" für mich eines Tages mal klar haben möchte.Signatur
Zu dieser Performance würde ich auch gerne so viele Meinungen wie möglich hören, aber zur Zeit ist ja ein anderer Thread wesentlich interessanter :)Sabine Minten @lisa - also wenn wir beide diese performance alleine z.b. in der kölner fussgängerzone durchziehen wollten, könnte das unter umständen missverstanden werden.Signatur
bei diesem massenaufkommen an menschlichen körpern ist das signal aber eindeutig ein anderes. auf den fotos wirken die menschen weniger voneinander getrennt, einander ähnlicher, weniger unterscheidbar und trotzdem persönlicher als mit kleidung.Sabine Minten die haben sich allesamt freiweillig für´s foto gruppiert und sicher nicht in dem glauben, das wär für´s familienalbum. und wie man auf anderen fotos sieht, hat es ihnen richtig gefallen - was ich übrigens nachvollziehen kann...SignaturSabine Minten lisa - nicht ohne dich! *gggSignatur
missbrauch setzt doch voraus, dass der "täter" gegen den willen, gegen das wohl bzw. ohne wahrheitsgemässe erklärung seiner intentionen handelt. welche motive die mitwirkenden ihrerseits haben mögen, ist eine andere geschichte.Pierre Menard ob erin künstler menschen als material benutzen darf? es sei auch auf die hübschen aktionen von sierra verwiesen: . ich finde das sehr, sehr hübsch. ganz sexy.SignaturGast , 5@Pierre Menard: Interessnte Seit und vorallen ein interessanter Künstler! Danke für den LinkHardy69 Im Vergleich zu sierra (siehe link von hanni) sind die Aktionen von Beecroft und Tunick sicher weniger "eingreifend". Für die kubanischen Jungs scheinen 10 $ schon eine Menge Geld zu sein (und da würde ich schon eher über "Mißbrauch" nachdenken); Mrs.Beecroft war da mit 350 € viel großzügiger und ist dabei bestimmt auch näher am Kunstbegriff geblieben.
Außerdem möchte ich SAM zustimmen, was die indoor-installationen betrifft. Das lange Stehen bei der VB55 war sicherlich irgendwann schon anstrengend, denn in der ersten Stunde sollten möglichst keinerlei Bewegungen erfolgen. Aber ich denke mal auch, daß die meisten schon gerne dabeiwaren.
Mr. Tunick und Mrs.Beecroft haben ihre Modelle jedenfalls nicht plötzlich überrumpelnd auf der Straße angesprochen; die Teilnahme war also vorher überlegbar. Die Absehbarkeit des Verlaufs einer live-performance mag nicht für alle Beteiligten gleichermaßen gegeben sein, aber es ist ja auch die Suche nach dieser neuen Erfahrung, das sich-einlassen auf eine vage Situation. Bei einer Zirkusakrobatik oder im Eiskunstlauf gelingt vielleicht auch nicht jeder Sprung und der Eintritt des Erfolgs ist ungewiß.
Ein klar genug umrissenes Spektrum der denkbar möglichen Ereignisse und Wirkungen sehe ich aber schon - auch über das Geplante hinaus (z.B. daß im Zeitalter der Handycam Zuschauer trotz Verbots selber mitfotografieren) Den Spaß an der Selbstdarstellung kann man ja auch individuell gewichten: Niemand wurde gezwungen, draußen auf dem Straßenpflaster zu liegen - aber wer sich gerne fast oder ganz nackt in einem Theater oder einer Kunsthalle zeigt, konnte dies hier tun.
Die Frage ist doch wenn, dann die inwieweit das einzelne Modell seine eigenen Vorstellungen in die Mitwirkung einfließen lassen kann: z.B. eben, daß sich in der Berliner VB55 auch einer oder mehrere Männer mitbeteiligt hätten oder bei der CORPUS 05 in Brügge auch etwas anderes als vollständige Nacktheit erlaubt wäre. Menschen im "Urzustand" - ungeschminkt (und genau betrachtet auch ohne Brillen) zu zeigen - kann ein Thema sein, aber eben auch modifiziert so wie es bei Vanessa Beecroft meist der Fall ist.El-Meky Hallo Lisa,Signatur
Ja, es lohnt sich,
sich für Kunst einen Schnupfen zu holen !
Ich denke da einfach an mich als Zuschauer zB.
ob Christo,der den Reichstag verkleidete
und die Menschen staunend stundenlang die Atmosphäre davor genossen,
oder an Aktionskünstler überhaupt.
Ich erinnere mich an die ersten avantgardistischen Modenshows Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre in Berlin ,
die oftmals in unbeheizten grossen Hallen oder outdoor stattfanden.
Das wäre traurig gewesen, für die Künstler/Designer ,
genauso für die Models, die manchmal kaum oder nix wärmendes an Bekleidung vorzuführen hatten
oder die Zuschauer,
wenn eine Schnupfenholfrage diese Projekte hätte
nicht zustande kommen lassen.
lg -heliopo-lisa Heli, damit hast Du natürlich vollkommen Recht. Danke, daß Du genau die Frage beantwortet hast, die ich aufgeschrieben habe.Signatur
War mein Fehler, ich habe die Frage eher flapsig im Kopf gehabt, ich hätte besser schreiben müssen: Ist die Kunst es wert, daß man dafür alles in Kauf nimmt?
Ich habe keine Meinung dazu, ich versuche, mir eine zu bilden.
"Ein Künstler muß tun, was er tun muß, um seine Vorstellungen zu verwirklichen." Diesen Satz möchte ich unterschreiben, traue ich mich vielleicht nur nicht.
Ich bin sehr hin- und hergerissen.
Der Begriff "mißbraucht" war sicher im ersteren Falle zu heftig von mir gewählt, aber "benutzt" erscheint mir zu harmlos. "Ausgenutzt" kommt mir heute richtig vor. Ich empfinde es heute so, als würden Menschen zu Sklaven gemacht, auch wenn sie sich freiwillig dafür hergeben. Wobei ich zusätzlich davon ausgehe, daß noch lange nicht jeder, der denkt, er handelt freiwillig, es wirklich tut.
Schwere Kost für mich. Ich würde gerne noch mehr Meinungen dazu hören.El-Meky liebe Lisa ,Signatur
der Mensch wird als Material tagtäglich missbraucht , ausgenutzt und benutzt.
Er muss mitspielen , um überleben zu können
(Arbeitsleben)
In der Kunst , sehe ich nur die LUST .
Die Lust des Künstlers ,
in Zusammenarbeit mit seinen Darstellern und die Zuschauer.
Lust mitzumachen heisst für mich noch lange nicht
das es verwerflich ist.
Lieber freiwillig an einem schrägen Projekt mitwirken , als ein Leben lang .... siehe ersten Satz.
lg heliSabine Minten Signaturlisa: "Ein Künstler muß tun, was er tun muß, um seine Vorstellungen zu verwirklichen." Diesen Satz möchte ich unterschreiben, traue ich mich vielleicht nur nicht.
von einem münsteraner kunstprofessor ist der folgende ausspruch überliefert. er betrachtete die werke seiner studenten, grummelte vor sich hin und bemerkte dann schliesslich:
"ihr wollt alle malen wie van gogh. aber keiner von euch ist bereit, sich ein ohr dafür abzuschneiden!"
will sagen: ohne bereitschaft, sich auch auf tiefen und unwägbarkeiten einzulassen (es muss einen ja nicht gleich komplett hinwegputzen!), bleibt der künstlerische output auf wohltemperierten und auf konventionelle zustimmung angelegten pfaden.Hardy69 Bei einer live-act-performance haben wir einen anderen Kunstwerk-Begriff als bei einer Plastik, einem Film oder einem Gemälde: So eine performance kann ihre Aussage nicht erst mit der Fertigstellung setzen, sie ist nicht unveränderlich fixiert, sondern sie lebt wie ein Ballett oder Theaterstück von jeder Sekunde ihres einmaligen und so auch unwiederbringlichen Geschehensablaufs. Jeder Teilnehmer trägt zu diesem Gesamtkunstwerk bei; kein Beitrag, keine Handlung könnte entfallen, ohne das Gesamtwerk zu verändern. Die Mitwirkenden sind eben kein bloßes Material; es wird vielmehr jeder Teilnehmer dadurch auch selbst zum Künstler - und auch das Publikum wird darin einbezogen. Dieser Gedanke einer "Regie ohne Drehbuch" kommt auch in der Kritik zum Ausdruck, aber bei einem solchen Event schreibt sich auch das Drehbuch selbst von Minute zu Minute.
SAM, hanni und heliopo haben es schon gesagt :
Wenn ich mir alle denkbaren Varianten dieses kommenden Ereignisses vorstelle und die Rahmenbedingungen mir zusagen, dann kann und sollte ich es doch wagen, mitzumachen ?!!!
Denn ich mache mich gewiß nicht zum statischen Material; eher im Gegenteil muß ich dabei mit meinem eigenen Körper umgehen; vielleicht auch mit meiner eigenen Lebendigkeit. Und vielleicht möchte ich mich konfrontieren lassen mit dieser neuen Körpererfahrung im Grenzbereich zum Intim-Erotisch-Privaten; möchte die Anspannung einer aufgrund der ungewohnten Situation vielleicht unerwarteten, aber nüchtern überlegt dennoch erahnbar aufwallenden Gefühlsregung erfahren, die dann wiederum situationsbedingt einem beherrschten und beschränkten Handlungsspielraum unterliegt, um sie eben auch vom "Verwerflichen" freizuhalten.
Greets :) HardySeite 1 von 1 [ 19 Beiträge ]
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