Robin, Giftig, Androgyn, Plastik

Robingiftigandrogyn

  • Von hochgeladen am 07.09.2023

    Die 173. Figur sollte es werden. Denn ein rundes Stück Holz, mit 28 cm Höhe nicht allzu hoch, war seit langem in meinem Figurenspeicher übrig geblieben, um daraus eine "Unterlage" für eine Kübelpflanze auf dem Balkon herzustellen. Am 8. Juli 2023 vormittags machte ich mich an die Arbeit. Mehrere Kollegen solcher Art standen schon länger "in diesem Dienst" auf dem Balkon.

    Das Holzstück ist einst an einer Seite schräg abgesägt worden. Das veranlasste mich, diese Seite zu einer besonderen Haartracht zu gestalten. Das war aber noch nicht dran.
    Zuerst begann ich mit dem Gesicht. Mit einer Minifräse gestaltete ich die Augen-Nase-Partie. Dabei musste ich auch die Stirn genau im Auge behalten, um die Höhe des Haaransatzes im Verhältnis zur Haarlänge festzulegen.
    Es fiel mir auf, dass das Holz sehr trocken und wie ich annahm, deshalb auch recht hart war.
    Nach einiger Zeit zeigte mir das Holz, dass es ein junger Mann werden wollte.
    Das schmale Gesicht erhielt große Augen und eingefallene Wangen und unter der hohen Stirn einen breiten Mund. Die Nase über dem Mund wurde ziemlich voluminös ausgebildet.
    Unter dem Kinn war die Kopf-Figur bereits zuende.

    Nun kam die Haartracht daran. Auf ihrer rechten Seite bot sich an, einen dicken Schweif bis auf die untere Kinnhöhe heraus zu fräsen. Dieser fand seinen Ursprung in einem mittigen Scheitel. Der andere Teil der Haare sollte ca. 4 cm aufrecht stehen.
    Nun begann das Sinnen: Ist die Kopffigur wirklich ein junger Mann?
    Wenn wir ihn von der Schweifseite im Profil betrachten, wird sie doch zur Frau, oder?

    Trotz alledem begann nun die Formung des Hinterkopfes. Das ging mir aber mit der Minifräse "nicht schnell genug". Die elektrische Kettensäge wieder auszupacken, weil ich sie abgeben wollte, habe ich mir verkniffen. Also nahm Stechbeitel und den großen Gummihammer zur Hand und hieb kleinere Portionen Holz ab. Das "Abheben" verwandelte sich jedoch immer mehr zu einem -sehr- harten Draufschlagen auf den Hinterkopf, das wohl kaum sein Denkvermögen förderte und meins schon gar nicht.
    Ich kam ordentlich ins Schwitzen und auch die Gesichtsmaske und die Augenschutzbrille verrutschten mir immer öfter. Das ging so gefühlte 50 Mal. Dann wurde ich zum Mittagessen gerufen - Gott sei Dank.

    Tags darauf wurde ich von einem massiven Muskelkater im gesamten Arm- und Brustbereich "geweckt". Aber nicht nur das war es. Im Verlauf des Samstag Vormittags kam, wie ich zu spüren glaubte, eine grippale Erkältung dazu, gepaart mit Durchfall, Schüttelfrost, deutlicher Schwäche und hohem Schlafbedürfnis.
    Da begannen mir auf einmal "die Haare zu Berge zu stehen". Es war die Erkenntnis, dass das Holzstück von einer Robinie stammte und ich mich wohl mit dem Schleif- und Frässtaub vergiftet haben dürfte. Denn ich habe nicht alle Rindenteile abgehauen, sondern einiges auch abgeschliffen.
    Aus dem Internet konnte ich dazu erfahren:
    Robinien sind stark giftige Pflanzen. Das Gift befindet sich hauptsächlich in der Rinde, den Blättern und im Samen der Robinie. Das Holz der Robinie enthält hingegen keine giftigen Stoffe. Auch die Robinienblüten sind nicht giftig!
    Die folgende Gifte kommen in der Robinienrinde vor:
    Robin (namensgebend), Phasine, Syringin, Protocatechine (ein Gerbstoff),
    Blätter:Indican, Asparagin, Kämpferol, Acacetin,
    Samen: Lektine.
    Über die Gefährlichkeit der Gifte ist bekannt, nur nicht mir:
    Die schwersten Vergiftungserscheinungen sind Verklumpen von Blutkörperchen, wodurch Gefäßverschlüsse möglich sind. Ansonsten können auch schwere Magen-Darm-Symptome hervorgerufen werden. Besonders bei den Samen genügen oft schon vier bis fünf Samen, um lebensbedrohliche Zustände hervorzurufen. Die aber waren nicht mehr in der Nähe meines "Robinien Holzes".
    Pause
    Die Fortsetzung der Arbeiten an dem Robinienstück verlangt als erstes eine gründliche Reinigung aller Flächen meines Ateliers.

    Den entstehenden Kopf montiere ich nun auf einen 3 cm dicken und 10 cm langen Distanzstab und beides mittig auf eine rundliche Holzscheibe.

    Links neben dem Kopf platziere ich noch ein rundes Holzklötzchen, ausgehöhlt, um darin ein Teelicht einzusetzen, damit der Kopf seinen Geist oder seine Geister leuchten lassen kann.

    Nach x-maligem Schleifen aller Holzteile begann ich mit der farblichen Gestaltung, zuerst mit dem Kopf. Er soll ja rote Haare bekommen, alle drei Haarbereiche aber mit etwas unterschiedlichen Tönungen.
    Das Gesicht und das Ohr wurden weiß gestrichen.
    Die große Holzscheibe, circa 30 cm im Durchmesser, ist aus Großengottischem Kiefernholz und bleibt in natürlicher Färbung.
    Alles wurde zum Schluß mit farblosem Sprühlack seidenmatt oberflächenversiegelt.
    Eine Unterlage für eine Kübelpflanze auf dem Balkon ist die Figur nicht geworden.
    Sie wurde ein sinnendes, androgenes Paar.

Titel Sinnende
Material, Technik Robinie, Robin
Jahr, Ort 2023, Hoppegarten
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Info 532 27 18 2 5.2 von 6 - 5 Stimmen
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